Jahres- und Wirkungsbericht und Informationen zu den Finanzen der Bundesvereinigung Lebenshilfe
Auch das Jahr 2023 ist von Krisen geprägt: Die Nachwirkungen der Corona-Pandemie, der andauernde Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und die schweren Kämpfe nach dem Terror-Anschlag der Hamas auf Israel haben weitreichende Folgen für die ganze Welt. Drastische Preissteigerungen in Deutschland belasten Menschen mit Behinderung und ihre Familien sowie Dienste und Einrichtungen der Lebenshilfe. Trotz der schwierigen Zeiten setzt sich die Bundesvereinigung Lebenshilfe erfolgreich für die Selbstvertretung von Menschen mit Behinderung und mehr Inklusion ein. Außerdem erreicht sie eine spürbare Entlastung der Angehörigen bei der Pflege und verhindert den drohenden Wegfall des Kindergeldes für erwachsene Kinder mit Behinderung.
“Als Lebenshilfe können wir auf eine zukunftsweisende Mitgliederversammlung 2023 zurückblicken. So haben wir mit dem Masterplan zur Stärkung der Selbstvertretung einen wichtigen Meilenstein für mehr Teilhabe von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung gelegt.” – Das sagt Ulla Schmidt, Bundesministerin a. D., die seit 2012 Bundesvorsitzende der Lebenshilfe ist.
"Deutschland muss sich bei der Inklusion mehr anstrengen – besonders in der Schule und am Arbeitsplatz. Auch brauchen wir viel mehr Leichte Sprache!" – Das sagt Lebenshilfe-Selbstvertreter Joachim Busch, der im August 2023 in Genf bei der Staatenprüfung Deutschlands dabei gewesen ist und im Fachausschuss der Vereinten Nationen zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention gesprochen hat.
Die wichtigsten Themen im Jahr 2023
Parlamentarischer Abend: Unsere Forderungen an die Politik
Die Lebenshilfe setzt sich gegen die Benachteiligung und Diskriminierung von Menschen mit Behinderung und deren Familien ein, gerade nachdem ihre Situation durch weltweite Krisen zusätzlich verschärft wird. Es fehlt an finanzieller Unterstützung sowie an Angeboten zur Entlastung der Angehörigen. Vieles ist zurückzuführen auf fehlendes Wissen über die Lebenswelt von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Behinderung, auf mangelnde rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen sowie auf unzureichende Inklusion in der Praxis. Um die Abgeordneten des Deutschen Bundestages und hochrangige Vertreter*innen der Ministerien auf die aktuellen Probleme und die damit verbundenen Forderungen der Lebenshilfe aufmerksam zu machen, lädt die Bundesvereinigung alljährlich zu ihrem Parlamentarischen Abend ein.
Selbstvertretung stärken
Die Bundesvereinigung Lebenshilfe unterstützt Menschen mit geistiger Beeinträchtigung in ihrem Wunsch nach Selbstvertretung. Sie ist damit Vorreiterin für alle Lebenshilfe-Ebenen und die gesamte Gesellschaft. Auf der Mitgliederversammlung Ende September 2023 in Marburg verabschiedet sie einen Masterplan zur Stärkung der Selbstvertretung. Menschen mit geistiger Beeinträchtigung formulieren darin eigene Forderungen, die auf den großen Selbstvertreterkongress 2019 in Leipzig zurückgehen. Außerdem veröffentlicht die Bundesvereinigung 10 kurze Filme, die anschaulich erklären, was Selbstvertretung bedeutet.
Mehr Leichte Sprache
Oft sind es sprachliche Barrieren, die Menschen mit geistiger Beeinträchtigung den Zugang zur uneingeschränkten Teilhabe verwehren. Die Bundesvereinigung Lebenshilfe setzt sich daher mit Projekten wie Das Internet ist für Alle da! für mehr Leichte Sprache ein und baut ihr eigenes Angebot stetig aus: Sie bringt in ihrem Verlag Bücher in einfacher und Leichter Sprache heraus. Sie übersetzt wichtige Stellungnahmen und Unterlagen für ihre Gremien. Zudem veröffentlicht sie Texte in einfacher und Leichter Sprache im Magazin der Lebenshilfe-Zeitung, als Newsletter und im Internet zu Themen wie beispielsweise UN-Behindertenrechtskonvention, Down-Syndrom oder FASD.
Teilhabe am Arbeitsleben und gerechte Entlohnung
Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung können von ihrem Entgelt in der Werkstatt nicht ansatzweise ihren Unterhalt bestreiten. Damit ist Deutschland von einer gleichberechtigten Teilhabe am Arbeitsleben, wie sie in der UN-Behindertenrechtskonvention seit 2009 fest verankert ist, noch weit entfernt. Die Lebenshilfe fordert deshalb: Alle sollen ihren Arbeitsort frei wählen dürfen. Und alle sollen mit einem ausreichenden Lohn ihren Lebensunterhalt selbst verdienen können. Welche Schritte auf dem Weg dahin notwendig sind, hat die Bundesvereinigung Lebenshilfe in einem Positionspapier zusammengefasst.
Geschwister stark machen und vernetzen
In der Familie steht die Tochter oder der Sohn mit Behinderung meist im Vordergrund, Geschwister ohne Behinderung stehen dagegen häufig in der zweiten Reihe. Später, wenn die Eltern zu alt oder gestorben sind, übernehmen sie in der Regel die Verantwortung. Die Lebenshilfe will Geschwister dabei mit Information und Fortbildung unterstützen sowie stärker in die Entscheidungsprozesse auf allen Vereinsebenen einbinden. Zudem hat die Bundesvereinigung vor sieben Jahren die Online-Plattform “GeschwisterNetz” gegründet. Aktuell haben sich dort rund 1000 Geschwister angemeldet und können so Kontakte knüpfen – in einem geschützten Raum und unabhängig vom Wohnort. Darüber hinaus können sie sich zu regionalen Zusammenkünften und Aktivitäten verabreden. Und die Lebenshilfe lädt regelmäßig zu bundesweiten Treffen ein.
Mitgliederversammlung: Lebenshilfe tankt Energie für die Zukunft
Mit einem kraftvollen Bekenntnis zu Demokratie und Vielfalt und gegen eine Politik der Diskriminierung und Ausgrenzung, wie sie die AfD betreibt, eröffnet am 29. September Bundesvorsitzende Ulla Schmidt die Mitgliederversammlung in der Marburger Stadthalle. Auf der Tagesordnung stehen wichtige Zukunftsfragen: Wie können Selbstvertreter*innen mehr mitreden und mitentscheiden? Was kann die Lebenshilfe tun, damit auch Menschen mit schwerer und schwerster Behinderung umfassende Unterstützung erhalten, um am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können? Und wie findet die Lebenshilfe die notwendigen Fachkräfte für ihre Arbeit?
#LebenshilfeMomente: bundesweite Kampagne gegen den Fachkräftemangel
Ganz besondere Momente erlebt, wer für und mit Menschen mit Behinderung arbeitet. Momente, die bereichern und berühren. Damit wirbt deutschlandweit die Kampagne #LebenshilfeMomente. Gerade die Behindertenhilfe treffen die überall fehlenden Fachkräfte besonders hart. Die Bundesvereinigung Lebenshilfe stellt ihren Mitgliedsorganisationen umfangreiches Werbematerial für die Personalgewinnung zur Verfügung. Auf der Mitgliederversammlung Ende September in Marburg werden die Kampagne und unsere politischen Forderungen zum Fachkräftemangel erstmals in der Öffentlichkeit vorgestellt.
Protest hat Erfolg: Familien werden in der Pflege entlastet
Nachdem der Bundestag im Mai das Pflegeunterstützungs- und ‑entlastungsgesetz verabschiedet hat, ist die Lebenshilfe erleichtert: Der gemeinsame Jahresbetrag kommt nun doch! Pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen, vor allem auch Familien mit Kindern mit Behinderung, werden so spürbar entlastet. Neu ist, dass die bisher getrennten Leistungen Verhinderungs- und Kurzzeitpflege für häuslich gepflegte Menschen künftig zu einem flexibel nutzbaren Budget zusammengefasst werden können. Aus Kostengründen war diese Möglichkeit zwischenzeitlich aus dem Gesetz herausgenommen worden, was zu massivem Protest der Lebenshilfe und schließlich zur Rücknahme der Streichung führte.
Kindergeld für erwachsene Kinder mit Behinderung gesichert
Im Gesetzentwurf zur Kindergrundsicherung ab dem Jahr 2025 droht der Wegfall des bisherigen Kindergeldes für erwachsene Kinder mit Behinderung. Geplant ist, den künftigen Kindergarantiebetrag direkt an die Menschen mit Behinderung auszuzahlen. Das jedoch würde dazu führen, dass Empfänger*innen von Grundsicherung die 250 Euro Kindergeld gleich wieder ans Sozialamt abgeben müssten. Gemeinsam mit den anderen Fachverbänden kann die Lebenshilfe die Politik davon überzeugen, den Kindergeldanspruch in seiner jetzigen Form zu belassen. Denn Eltern sind auf diese monatliche finanzielle Unterstützung angewiesen, um Betreuung und Versorgung ihrer volljährigen Kinder mit Behinderung selbst sicherzustellen.
Inklusion: Vereinte Nationen stellen Deutschland ein schlechtes Zeugnis aus
Wie inklusiv ist Deutschland? Darum geht es im August bei der Staatenprüfung der Vereinten Nationen in Genf. Vor Ort ist auch Lebenshilfe-Selbstvertreter Joachim Busch. Er kritisiert im zuständigen Fachausschuss die mangelhafte Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Deutschland erhält dann auch ein schlechtes Zeugnis in den “Abschließenden Bemerkungen” des UN-Fachausschusses. Die Bundesvereinigung Lebenshilfe sieht sich damit in ihren Kernforderungen bestätigt.
Weltspiele von Special Olympics werden zum neuen Sommermärchen
2023 finden zum ersten Mal die Special Olympics World Games in Deutschland statt. Aus der ganzen Welt kommen im Juni Tausende Sportler*innen mit und ohne geistige Beeinträchtigung nach Berlin. Gemeinsam mit dem deutschen Team, zu dem auch viele Athlet*innen aus den Reihen der Lebenshilfe gehören, setzen sie ein weit sichtbares Zeichen für Inklusion, Teilhabe und Vielfalt. “Das ist wieder ein Sommermärchen – wie bei der Fußball-WM 2006”, freut sich Bundesvorsitzende Ulla Schmidt.
Medienpreis BOBBY geht an das Ehepaar Dietz
“Dank Familie Dietz wird sichtbar, wie fundamental wichtig Inklusion für die Gesellschaft ist, wie wir alle davon profitieren können”, so Bundesvorsitzende Ulla Schmidt am 29. September bei der Verleihung des BOBBY 2023 an Schauspieler André Dietz und seine Frau Shari. Mit ihrem Medienpreis würdigt die Bundesvereinigung Lebenshilfe seit 1999 öffentliches Engagement für Menschen mit Behinderung und gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
Besser zusammen: Benefizaktion des NDR für die Lebenshilfe
Im Dezember ruft der NDR zu Spenden auf, um die Lebenshilfe und ihre fünf norddeutschen Landesverbände zu unterstützen. Unter dem Motto „Besser zusammen!“ stehen Menschen mit Behinderung und deren Familien im Mittelpunkt der NDR-Benefizaktion “Hand in Hand für Norddeutschland”. Zwei Wochen lang berichten die NDR-Radioprogramme, das NDR-Fernsehen und NDR.de über die Arbeit der Lebenshilfe. So kommt ein stolzer Spendenbetrag von insgesamt rund 4,2 Millionen Euro zusammen.
So wirkt die Lebenshilfe in die Gesellschaft
Die Bundesvereinigung Lebenshilfe e. V. ist ein gemeinnütziger Verein mit deutschlandweit 474 örtlichen Vereinigungen und 16 Landesverbänden. Ihre Werte und Ziele stehen unter anderen im Grundsatzprogramm aus dem Jahr 2011. Als Selbsthilfeverband vertritt die Lebenshilfe seit mehr als 65 Jahren die Interessen von Menschen mit Behinderung und ihren Familien, die zudem wichtige Informationen und Unterstützung zum Leben mit Behinderung bekommen. Die Lebenshilfe kämpft für gute Gesetze und gegen Diskriminierung, stärkt die Selbstvertretung geistig beeinträchtigter Menschen und setzt sich für Leichte Sprache ein. Sie berät Dienste und Einrichtungen in Fachfragen und entwickelt gemeinsam mit allen Lebenshilfe-Ebenen neue Konzepte. Mit ihren vielfältigen Angeboten ermöglicht die Lebenshilfe deutschlandweit gesellschaftliche Teilhabe für Menschen mit Behinderung jeden Alters und fördert so ihre Lebensqualität.
Gegen Diskriminierung als gesellschaftliches Problem
Menschen mit geistiger Beeinträchtigung und ihre besonderen Herausforderungen werden in der Öffentlichkeit immer noch zu wenig wahrgenommen. Durch mangelnde Barrierefreiheit werden sie an gesellschaftlicher Teilhabe gehindert. Auch werden sie stigmatisiert und diskriminiert. Nach vorgeburtlichen Untersuchungen werden die meisten Kinder mit Down-Syndrom – auch Trisomie 21 genannt – abgetrieben, obwohl sie dank der vielfältigen Fördermöglichkeiten gute Zukunftschancen haben. Das zeigt, wie nötig Aufklärungsarbeit und Bewusstseinswandel ist.
Interessenvertretung mit dem Ziel der Inklusion
Als Selbsthilfeverband vertritt die Bundesvereinigung Lebenshilfe e. V. die Interessen von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung und ihren Familien – gegenüber der Politik und in der Öffentlichkeit. Auch steht sie an der Seite von Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung. Sie wendet sich gegen Benachteiligung und Ausgrenzung und setzt sich ein für Akzeptanz, Respekt und Anerkennung. Menschen mit Behinderung sollen so selbstständig wie möglich leben können und die Unterstützung erhalten, die sie benötigen. Daneben berät die Bundesvereinigung Lebenshilfe in Rechts- und Fachfragen, entwickelt Konzepte und arbeitet über alle Ebenen daran, dass es normal ist, verschieden zu sein.
Das übergeordnete Ziel ist eine inklusive Gesellschaft, in der alle ungehindert teilhaben können. Auf dem Weg dahin gilt es, bei jedem Schritt Menschen mit Behinderung zu beteiligen – getreu dem Lebenshilfe-Motto „Mit uns, für uns!“. Dabei ist Barrierefreiheit im Sinne leicht verständlicher Sprache eine Grundvoraussetzung. Die Lebenshilfe ist hier Vorreiter im deutschsprachigen Raum und will erreichen, dass nach den Regeln der „Leichten Sprache“ erstellte und von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung geprüfte Texte überall selbstverständlich werden.
Der Verein ist die Basis wirksamer Lebenshilfe-Arbeit
Die Bundesvereinigung Lebenshilfe e. V. baut auf funktionierenden Vereinen vor Ort auf. Sie wird getragen von engagierten Mitgliedern, die das Grundsatzprogramm – seine Werte und Ziele – mit Leben füllen und verbreiten. Nur durch Vorstände, in denen Menschen mit geistiger Beeinträchtigung, Eltern und Angehörige mitentscheiden, kann die Interessenvertretung bundesweit wie regional erfolgreich sein. Gerade Eltern und Angehörige sind seit Gründung der Lebenshilfe mit großem Engagement ehrenamtlich tätig und übernehmen Verantwortung. Die Bundesvereinigung unterstützt ihre Mitgliedsorganisationen mit Informationen und schriftlichen Empfehlungen sowie Praxishilfen für Dienste und Einrichtungen. Um die Wirksamkeit ihrer Arbeit sicherzustellen, macht die Bundesvereinigung eine jährliche Planung und überprüft nach der Umsetzung die Ergebnisse.
Selbstvertretung und Beteiligungskultur
Selbstvertretung meint, Menschen mit Behinderung sprechen für sich selbst und beteiligen sich an allen Entscheidungen. Praktisch heißt das: Menschen mit Behinderung sind Mitglieder in Lebenshilfe-Vereinen und werden auf örtlicher, Landes- und Bundesebene in Vorstände gewählt. Im Bundesvorstand sind sie seit dem Jahr 2000 vertreten. Auch werden sie in Arbeits- und Projektgruppen berufen. Mit dem Rat behinderter Menschen der Bundesvereinigung Lebenshilfe gibt es außerdem ein in der Satzung verankertes Gremium, das die bundesweite Interessenvertretung von Menschen mit Behinderung sicherstellen soll. In der Umsetzung sind vor allem gute Assistenz und der Einsatz von Leichter Sprache wichtig, um durchgängig eine wirkungsvolle Beteiligung zu erreichen.
Die Lebenshilfe fördert Bewusstseins-Wandel
Die Bundesvereinigung meldet sich regelmäßig mit Pressemitteilungen zu Wort oder nutzt Social-Media-Kanäle wie Facebook, YouTube, Instagram oder LinkedIn, um zum Leben von Menschen mit Behinderung zu informieren und Forderungen zu verbreiten. Dabei geht es um die Vielfalt von Menschen mit Behinderung und ihrer Familien, ihre Probleme, Fähigkeiten und Freuden im Alltag. Bundesvorsitzende Ulla Schmidt, Bundesministerin a. D., weitere Vorstandsmitglieder sowie Fachleute der Geschäftsstellen sind begehrte Interviewpartner*innen. Mit ihrem Medienpreis BOBBY würdigt die Lebenshilfe seit 1999 vorbildliches Engagement, das aufklärt und Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderung abbaut. Das künstlerische Talent von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung zeigt seit Jahrzehnten der Lebenshilfe-Kalender SEH-WEISEN. In einer Bilddatenbank stellt die Bundesvereinigung ausdrucksstarke Fotos aus allen Lebensbereichen zur Verfügung. Die Motive können für eine einheitliche Bildsprache von den ihren Mitgliedsorganisationen kostenfrei genutzt werden.
Die Lebenshilfe wendet sich mit ihren Forderungen an Abgeordnete und Ministerien – häufig auch gemeinsam mit anderen Verbänden. Ihre Stimme hat in Gesetzgebungsverfahren großes Gewicht und führt zu einem besseren Verständnis dafür, was Menschen mit Behinderung und ihre Familien brauchen. Auch der Parlamentarische Abend der Lebenshilfe und die Weihnachtsbaum-Übergabe im Deutschen Bundestag sind Jahr für Jahr feste Termine im Kalender der Abgeordneten. Hier werden Selbstvertreter*innen immer stärker zum Sprachrohr für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung.
Die Bundesvereinigung sorgt zudem dafür, dass die Lebenshilfe als starke Gemeinschaft mit einvernehmlich erarbeiteten Positionen auftritt und nachhaltig in die Öffentlichkeit hineinwirkt. Dabei gestaltet sie die Zusammenarbeit mit anderen Verbänden und ist im politischen Feld stark vertreten. Hierzu gehören unter anderem der Deutsche Behindertenrat und die Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe, die Fachverbände für Menschen mit Behinderung und der Deutsche Verein für öffentliche und private Fürsorge.
Texte in Leichter Sprache, die von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung auf ihre Verständlichkeit hin geprüft werden, sind eine entscheidende Voraussetzung für gelingende Inklusion. Davon profitieren alle, wenn es etwa um Behördenformulare oder Gebrauchsanweisungen geht. Die Bundesvereinigung Lebenshilfe wirbt daher für mehr Leichte Sprache in sämtlichen Lebensbereichen und macht selbst wichtige Informationen wie ihre Forderungen an die Politik auch für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung zugänglich.
Die Bundesvereinigung Lebenshilfe schließt Rahmenverträge mit namhaften Partnern wie den Autoherstellern Volkswagen und Ford oder der Deutschen Telekom, um für ihre Mitgliedsorganisationen lukrative Rabatte auszuhandeln. Daneben lernen Unternehmen wie die Baumarktkette toom die Arbeit der Lebenshilfe kennen. Gemeinsame innovative Projekte und Aktionen ermöglichen Begegnungen auf Augenhöhe und machen Führungskräften wie Mitarbeitenden deutlich, dass Menschen mit Behinderung ganz eigene Talente besitzen und ein wertvoller Teil der Gesellschaft sind.
Dienstleister für unsere Mitgliedsorganisationen
Viele Aktivitäten der Bundesvereinigung dienen direkt oder indirekt den örtlichen Vereinigungen der Lebenshilfe, ihren Diensten und Einrichtungen sowie den Landesverbänden bei der Erfüllung ihrer Aufgaben. Ganz wesentlich sind hier die politische Interessenvertretung, die Erarbeitung von Konzepten, Stellungnahmen und Empfehlungen sowie die Bereitstellung von verschiedensten Informationen. Diese richten sich an Menschen mit Behinderung und ihre Familien, an Interessierte und Fachleute. Darüber hinaus berät die Bundesvereinigung ihre Mitglieder bei vielen individuellen Themen und Problemen: von fachlich-konzeptionellen und juristischen bis zu ethischen Fragen.
Die Bundesvereinigung Lebenshilfe ist mit ihrer Fördermittelberatung Nahtstelle zwischen der Aktion Mensch und den örtlichen Vereinigungen. Sie bearbeitet Anträge von Lebenshilfen aus ganz Deutschland und legt diese der Aktion Mensch zur Bewilligung vor. Im Jahr 2023 wurden 2.193 Anträge genehmigt und so wichtige Lebenshilfe-Vorhaben mit insgesamt 36.586.474,87 Euro gefördert. Kooperationen mit verschiedenen Unternehmen sichern darüber hinaus den Orts- und Kreisvereinigungen, Diensten und Einrichtungen wie auch den Mitarbeitenden und Mitgliedern attraktive Einkaufskonditionen.
Professionelle Vereinsführung mit ethischen Leitplanken
Wie bei Unternehmen ist eine professionelle Führung der Vereinsgeschäfte unabdingbar, um den Herausforderungen einer gemeinnützigen und wirtschaftlich tätigen Organisation gerecht zu werden. Als ethische Leitplanken gibt es in der Lebenshilfe eine Empfehlung zum Thema Corporate Compliance und einen Corporate Governance Kodex. Sie werden von den Mitgliedern der Bundesvereinigung als Selbstverpflichtung angewandt und dienen der Kontrolle und Transparenz (mehr im internen Bereich).
Der Verband legt großen Wert auf eine offene und nachvollziehbare Darstellung seiner Finanzen. So wird im Finanzbericht der Bundesvereinigung Lebenshilfe ausführlich erläutert, wie die Lebenshilfe ihre Mittel einsetzt (siehe unten). Im Juni 2018 hat sie außerdem eine Erklärung unterzeichnet, die sie zur Transparenz verpflichtet. Damit darüber hinaus die Lebenshilfe-Vereine ihre Aufgaben in der Führung und Aufsicht von Diensten und Einrichtungen erfolgreich wahrnehmen können, bilden Seminare zur Vorstandsqualifizierung einen Schwerpunkt im eigenen Bildungsinstitut inForm.
Seit Oktober 2017 gibt es die unabhängige bundesweite Beschwerdestelle für die Lebenshilfe (kurz: Bubl). Sie soll die Qualitätssicherung und das Beschwerdemanagement vor Ort sinnvoll ergänzen. Menschen mit Behinderung, die von der Lebenshilfe betreut werden, können sich dort melden, wenn sie ein Problem haben und vor Ort nicht zu einer Lösung kommen. Auch Angehörige, Freund*innen und Mitarbeitende können Bubl nutzen. Darüber hinaus stellt die Bundesvereinigung vielfältiges Material zur Gewaltprävention zur Verfügung.
Informationen und Angebote der Bundesvereinigung Lebenshilfe
19.859 verbreitete Bücher und Broschüren
9 neue Titel produziert der Lebenshilfe-Verlag im Jahr 2023, 2 davon in Kooperation mit anderen Verlagen und gemeinnützigen Vereinen. Er gilt als der führende deutschsprachige Verlag für das Thema “Geistige Beeinträchtigung” und arbeitet eng mit den Fachreferent*innen der Bundesvereinigung zusammen.
98.000 Lebenshilfe-Zeitungen und Magazine
So hoch ist Ende 2023 die Auflage unserer IVW-geprüften Mitgliederzeitung. Der Lebenshilfe-Zeitung (LHZ), die viermal im Jahr herauskommt, ist immer das Magazin mit Leichter Sprache beigelegt. Es richtet sich mit einfachen Texten und vielen Bildern vorrangig an Menschen, die nicht so gut lesen können.
Das Recht 127-mal unter der Lupe
So viele Beiträge erscheinen 2023 im Rechtsdienst der Bundesvereinigung Lebenshilfe. Die bei Fachleuten hochgeschätzte Publikation hat 4.045 Abonnent*innen und berichtet über aktuelle Entwicklungen in der Behindertenpolitik. Sie ist wichtige Informationsquelle für die Rechtsberatung vor Ort sowie für Mitarbeitende in Gerichten, Ministerien und Verwaltungen.
4.187-mal Teilhabe
So viele Abonnent*innen hat 2023 unsere Fachzeitschrift Teilhabe. Sie ist Ton angebend für die konzeptionelle Weiterentwicklung der Behindertenhilfe im deutschsprachigen Raum und unverzichtbar für alle, die das Thema Inklusion voranbringen wollen. Die Teilhabe gibt es auch als E-Paper.
2.230-mal inForm
So viele Teilnehmende besuchen 2023 insgesamt 121 Veranstaltungen (40 in Präsenz, 51 online und 30 inhouse) der Bundesvereinigung Lebenshilfe. Menschen mit Behinderung, Angehörige, Führungskräfte sowie haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende profitieren vom Angebot des Bildungsinstituts inForm.
Mehr als 2,1 Millionen Aufrufe
So oft wurden 2023 die Internetseiten der Bundesvereinigung Lebenshilfe aufgerufen. Sie versorgen fast 800.000 Nutzer*innen mit Informationen. Unsere vier verschiedenen Newsletter, darunter auch einer in Leichter Sprache, werden insgesamt rund 37.000-mal abonniert. 26.635 Interessierte folgen uns mittlerweile auf Facebook und ganz neu (seit 2023) 2.332 auf LinkedIn sowie 1022 auf Instagram.
Dank an Förderer und Partner
Förderungen im Überblick
Ein wichtiger Aspekt für die Sicherstellung der Arbeit der Bundesvereinigung Lebenshilfe sind die verschiedenartigen Förderungen, die sie für ihre Arbeit erhält. Neben den vielen Spenderinnen und Spendern, die in hohem Maße zur Finanzierung der Bundesvereinigung Lebenshilfe beitragen, sind dies öffentliche und nicht öffentliche Zuschüsse.
- Das Bundesfamilienministerium fördert im Rahmen des Kinder- und Jugendplanes die Arbeit der Bundesvereinigung: Mit insgesamt 200.000 Euro werden damit zum einen drei Ausgaben des Lebenshilfe-Magazins mit Leichter Sprache umgesetzt, das junge Menschen mit Behinderung über relevante Themen informiert. Zum anderen werden damit Personalkosten für die verschiedenen Angebote für Kinder und Jugendliche mit Behinderung und ihre Familien finanziert. Dazu gehören unter anderem die Interessenvertretung und Gremienarbeit für Kinder und Jugendliche mit Behinderung, insbesondere im Reformprozess der inklusiven Kinder und Jugendhilfe, das Praxisentwicklungsprojekt “Mit den Augen von Jugendlichen” sowie die Stärkung der Selbstvertretung und Beteiligung junger Menschen mit Behinderung. Weiterhin gehören hierzu Angebote für Familien und Geschwister, über vielfältige Veröffentlichungen, aber auch über die Online-Plattform “GeschwisterNetz”.
- Für die Mitgliedseinrichtungen der Lebenshilfe wurden Mittel aus dem Kinder- und Jugendplan für das Programm “Aufholen nach Corona” weitergeleitet.
- Die Förderung von Aktion Mensch bezog sich einerseits auf Projekte, zum Beispiel zur Stärkung von Wohnbeiräten oder zur digitalen Teilhabe, sowie auf Veranstaltungen von Menschen mit Behinderung und auch Familien. Die Veranstaltungen für Menschen mit Behinderung sind unter anderem Schulungen zum Empowerment wie auch für Werkstatträte, für Eltern und Familien. Einschließlich der Angehörigen mit Behinderung werden neben den Familienseminaren für Familien mit Kindern mit Down-Syndrom auch fachliche Themen wie Teilhabe am Arbeitsleben, Wohnen und rechtliche Betreuung angeboten.
- Diese Veranstaltungen für Menschen mit Behinderung und Familien wurden zudem aus der Gemeinschaftsförderung der gesetzlichen Krankenkassen (insgesamt 57.000 Euro) unterstützt, die außerdem Angebote für Mitglieder, wie zum Beispiel die Mitgliederversammlung, ein Angebot zum neuen Betreuungsrecht und Online-Veranstaltungen zur Stärkung der Selbstvertretung förderten. Ein wichtiger Bestandteil aus der Gemeinschaftsförderung der gesetzlichen Krankenkassen war die Weiterführung des Projektes “Mit uns für uns” zur Stärkung der gesundheitlichen Selbsthilfe für Familien mit Migrationsgeschichte und behinderten Angehörigen, das zuvor von der AOK gefördert worden war, sowie eine ergänzende Förderung der Krebsbroschüren in Leichter Sprache, die auch von der Deutschen Krebsstiftung finanziell unterstützt wurde. Sie wurde an Menschen mit Behinderung und ihre Familien versandt, was sehr kostenaufwändig war. Auch die Zeitschrift Teilhabe wurde zu einem kleinen Teil aus der Gemeinschaftsförderung finanziert, dort sind Berichte über Praxisprojekte und Hinweise zur gesundheitsbezogenen Selbsthilfe zu finden wie in der Ausgabe 4/2023 zur Stärkung der Gesundheitskompetenz. Darüber hinaus wurde über die Gemeinschaftsförderung der GKV die Webseite um Texte zur gesundheitsbezogenen Selbsthilfe erweitert, unter anderem mit zwei Texten in Leichter Sprache zum Down-Syndrom sowie dem Fetalen Alkoholsyndrom.
- Die Barmer Krankenkasse hat zusätzlich die Stärkung der Selbstvertretung online mit knapp 7.000 Euro gefördert, die Techniker-Krankenkasse mit knapp 57.000 Euro den Versand der Krebsbroschüre sowie die AOK mit gut 21.000 Euro eine Ausgabe des Lebenshilfe Magazins mit Leichter Sprache zu Gesundheitsthemen.
- Mit toom Baumarkt wurden erneut Projekte in Leichter Sprache als Kooperationsprojekt umgesetzt, die Nürnberger Versicherung unterstützt die Lebenshilfe in einer Nachhaltigkeitsinitiative. Mit anderen Unternehmen bestehen Rahmenvereinbarungen, die mit ihrem Ertrag die allgemeine Arbeit der Bundesvereinigung Lebenshilfe zur Interessenvertretung, Information und Bildung sowie direkten Unterstützung fördern.
Bundesbehörden
- Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Krankenkassen
- Gesetzliche Krankenkassen im Rahmen der Selbsthilfeförderung nach § 20h, SGB V
- Krankenkassenindividuelle Projektförderung:
- BARMER (33.318,47 Euro für zwei Projekte)
- Techniker Krankenkasse (63.197,15 Euro für ein Projekt in den Jahren 2022/2023)
- Pauschalförderung für die Selbsthilfearbeit auf Bundesebene:
- GKV-Gemeinschaftsförderung Selbsthilfe auf Bundesebene (57.000 Euro)
Weitere Zuschussgeber
- Aktion Mensch
- Aktion Mensch Stiftung
Stiftungen
- C.H. Beck Kulturstiftung
- B-E-H Schiller-Stiftung
- Stiftung Friedensallee Volker Behrendt
- Cordt von Gülich-Stiftung
- Ute und Klaus Hartmann-Stiftung
- Peters-Lebenshilfe-Stiftung
- Werner Schaefer-Stiftung
- Kurt-Schönbrunn-Stiftung
- Schroeder-Heister Stiftung
- Gudrun Seyb-Stiftung
- Sophie Szeremley und Sieglinde Schattenberg-Stiftung
- Wilhelm Weller-Stiftung
- Dr. Horst J. Salzmann Stiftung
- Gretel und Frank Schumann-Stiftung
- BUWAMACS-Stiftung der Familie Buchlaub
- HUP Hilfe und Hilfe zur Selbsthilfe Stiftung
Erblasser
- Anna Niefer
- Christel Hawel
- Horst Keseberg
- Christa Reyher
- Anna Stachel
Unternehmenskooperationen (u. a.)
- Airbnb
- Aral
- C&S Computer & Software
- Cisco Systems
- CWS Hygiene Deutschland
- CGM CompuGroup Medical
- Deutsche Bahn
- Deutsche Telekom
- Deutsche Telekom Business Solutions
- Europcar
- Ford
- Geteco
- Hand in Hand für Norddeutschland: Weihnachtsaktion 2023 des Norddeutschen Rundfunks (NDR)
- IU Internationale Hochschule
- Nationale Naturlandschaften e.V.
- Nürnberger Versicherung
- PK Office
- ReadSpeaker
- Schäfer Shop
- Ströer
- toom Baumarkt
- Viessmann
- Volkswagen und Volkswagen Nutzfahrzeuge
Finanz-Bericht der Bundesvereinigung Lebenshilfe mit Leichter Sprache
Die Geschäftsjahre der Bundesvereinigung Lebenshilfe e. V. beginnen jeweils am 1. Oktober eines Jahres und enden zum 30. September im darauffolgenden Jahr. Hier finden Sie den aktuellen Finanzbericht der Bundesvereinigung Lebenshilfe mit Leichter Sprache sowie den aktuellen Prüfungsbericht.
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