Armut und Behinderung
Einfach ins Kino gehen, eine Hose kaufen oder zum Essen ins Restaurant? Wer arm ist, kann sich das oft nicht leisten. Für viele Menschen mit Behinderung und ihre Familien ist das Alltag. Dennoch wird ihre Situation im aktuellen Armutsdiskurs nicht ausreichend berücksichtigt. Insbesondere dann, wenn es um Themen wie Grundrente, solidarisches Grundeinkommen oder Bürgergeld geht.
Behinderung und das Armutsrisiko
Die Befunde sind eindeutig: Das Einkommen vieler Menschen mit Behinderung ist gering. Auch über finanzielle Polster und Vermögen verfügen sie oft nicht. Laut dem Teilhabebericht des Bundesminiteriums für Arbeit und Soziales liegt das Armutsrisiko von Menschen mit Behinderung bei 20 Prozent. Sie sind besonders häufig von Armut betroffen, ebenso wie etwa:
- Alleinerziehende,
- pflegende Angehörige,
- kinderreiche Familien,
- Migrant*innen und zunehmend auch
- Rentner*innen.
Das Armutsrisiko steigt, je mehr dieser Faktoren zusammentreffen.
Armut heißt: Nicht teilhaben können
Armut berührt existentielle Fragen und Nöte:
- Habe ich Nahrung, Wasser und Kleidung?
- Gibt es eine medizinische Grundversorgung?
- Habe ich einen Platz zum Wohnen?
Doch selbst wenn diese Grundbedürfnisse abgedeckt sind, kann man arm sein. Denn Armut heißt auch, dass finanzielle Mittel fehlen, um am sozialen, kulturellen oder politischen Leben teilzuhaben. Dass kein Geld für einen Kinobesuch, für Zeitungen oder für den Besuch des Stadtteilfestes da ist.
Im Hinblick auf Menschen mit sogenannter geistiger Beeinträchtigung zeigt eine Pilotstudie für das Bundesministerium für Arbeit und Soziales deutlich: Mangelnde finanzielle Möglichkeiten sind eine zentrale Barriere für Teilhabe im Alltag. Sie wirkt zudem verstärkend auf viele andere Barrieren. Armut erschwert Inklusion.
Pflegende Angehörige: Sorgearbeit als Armutsfalle
Nicht nur Menschen mit Behinderung selbst, auch ihre Familien haben ein höheres Armutsrisiko. Dies gilt insbesondere dann, wenn langfristig Pflege und Betreuung von mindestens einem Familienmitglied geleistet wird.
Ungefähr zwei Drittel aller pflegenden Angehörigen sind Frauen. In Familien von Kindern mit Behinderung übernehmen in den meisten Fällen Mütter diese Aufgabe. Sie leisten unentgeltliche Sorgearbeit, die für unsere Gesellschaft unverzichtbar ist. Dennoch fehlt es an gesellschaftlicher und auch materieller Anerkennung sowie an Anreizen, Sorgearbeit geschlechtergerecht aufzuteilen.
Häufig führen Schwierigkeiten in der Vereinbarkeit von Familienarbeit und Beruf dazu, dass sie – wenn überhaupt – schlecht bezahlt und häufig in Teilzeit erwerbstätig sind. Die Folgen sind eine finanzielle Schlechterstellung und somit die Einschränkung der Teilhabemöglichkeiten der gesamten Familie einerseits und andererseits ein erhöhtes Risiko von Altersarmut für die pflegenden Angehörigen selbst.
Weitere Informationen rund um das Thema Armut
- Rente für Werkstattbeschäftigte Ein Angebot der Bundesvereinigung Lebenshilfe.
- Eingliederungshilfe Ein Angebot der Bundesvereinigung Lebenshilfe.
- Recht auf Teilhabe Ein Angebot der Bundesvereinigung Lebenshilfe.
- Armuts- und Reichtumsbericht Im Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung werden auch Menschen mit Behinderung betrachtet. Die Lebenshilfe begleitet die Berichterstellung.
- Karte: Die Lebenshilfe in Ihrer Nähe Sie möchten Kontakt zur Lebenshilfe aufnehmen? Über diese interaktive Karte finden Sie eine Einrichtung der Lebenshilfe in Ihrer Nähe. Ein Angebot der Bundesvereinigung Lebenshilfe.