Muttersprachliche Elternberatung
Familien mit Migrationshintergrund und behinderten Kindern erhalten aus unterschiedlichen Gründen nicht die geeigneten Maßnahmen und Hilfen des Behindertensystems. In einer Beratungsstelle werden sie auf türkisch,arabisch oder deutsch über ihre Rechte aufgeklärt und beraten.
Projekt
Für Menschen mit Migrationserfahrungen und Behinderung sowie deren Angehörige gab es bis 2010 in Berlin keine Beratungsangebote in der Muttersprache. Viele von ihnen blieben deshalb ohne Unterstützung und ohne Zugang zu bereits vorhandenen Angebots- und Teilhabestrukturen. Der Verein MINA – Leben in Vielfalt wurde als Migrantenselbstorganisation von Ratsuchenden selbst gegründet, um Menschen mit Behinderung und Migrationserfahrung zu beraten und ihnen dadurch den Zugang zur Teilhabe und der Gestaltung einer gleichberechtigten Gesellschaft zu ermöglichen. Außerdem wurden Angebote zur Selbsthilfe für Menschen mit Migrationserfahrung und Behinderung und deren Angehörige geschaffen, um die Zielgruppe zu stärken und einen Raum der Begegnung zu schaffen.
Organisation
Der Verein wurde von Betroffenen und Mitarbeiter(inne)n, die im Bereich Gesundheit und Migration arbeiten, gegründet, um Menschen auf arabisch und türkisch zu beraten und damit für weitere Teile der Berliner mit Migrationshintergrund eine Brücke zur Behindertenhilfe zu schlagen.
Die Familien mit Migrationshintergrund erhalten aus unterschiedlichen Gründen nicht die geeigneten Maßnahmen und Hilfen des Behindertensystems. Um sie auf ihre Rechte aufmerksam zu machen, bei Bedarf sprachlich und fachlich zu begleiten und sie in ihrer Situation zu stärken, wurde der Verein gegründet und die Kontakt- und Beratungsstelle konzipiert.
Menschen mit Migrations- und/oder Fluchterfahrung und Behinderung sowie deren Angehörige.
MINA unterhält zahlreiche Kooperationen auf Landes- und Bundesebene. Dazu gehören Kooperationen mit anderen Trägern, Ämtern, Institutionen und Organisationen wie Schulen, Kitas, SPD`s, SPZ`s, Migrantenselbstorganisationen, Nachbarschaftseinrichtungen und Werkstätten. Mit dem Interkulturellen Beratungs- und Begegnungs-Centrum (IBCC) Berlin arbeitet MINA nach wie vor eng zusammen, genauso wie u.a. mit der Behindertenhilfe und den Jugend- und Sozialämtern. MINA ist außerdem in zahlreichen Fachforen, Fachbeiräten, Arbeitsgruppen und Arbeitskreisen aktiv und gestaltet dort Themen rund um die Schnittstelle Flucht, Migration und Behinderung mit. Aufgrund der Schnittstellen-Arbeit fungiert der Verein immer mehr zur Anlaufstelle für Menschen der Fachöffentlichkeit und unterhält außerdem mehrere Kooperationen mit verschiedenen Universitäten und Fachhochschulen im Raum Berlin.
MINA entwickelt sich seit der Gründung des Vereins schnell zur Anlaufstelle für Ratsuchende. Seit 2012 hat der Verein eine eigene Kontakt- und Beratungstelle für Menschen mit Behinderung und deren Angehörige. Seit dem vermehrten Zuzug von Menschen mit Fluchterfahrung ist die Beratung in diesem Bereich ein weiterer Schwerpunkt von MINA. Die Beratung in türkischer und arabischer Sprache gehört dabei zum Standard des Kreuzberger Vereins. Neben Türkisch und Arabisch berät MINA ebenfalls auf Deutsch, Englisch und Französisch.
Zum Kern der Arbeit von MINA gehören: die Beratung und Begleitung von Ratsuchenden, Informationsveranstaltungen zu aktuellen Themen der Behindertenhilfe in Zusammenarbeit mit der Zielgruppe, acht Selbsthilfegruppen, die einen geschützten Rahmen für Austausch bieten sowie regelmäßige inklusive Freizeitaktivitäten für Familien. Des Weiteren werden für junge Menschen mit Behinderung über die Familienentlastungsangebote verschiedene Gruppen für u.a. Tanz, Theater und Basketball angeboten.
Neben den verschiedenen Angeboten initiiert MINA mehrere Projekte, um die breite Öffentlichkeit für die Themen der Schnittstelle Flucht, Migration und Behinderung zu sensibilisieren und eine inklusive Gesellschaft zu fördern und mitzugestalten. Zu diesen Projekten gehört u.a. „Stark im Leben“, das insbesondere türkisch- und arabischsprachige Väter, mit und ohne Fluchterfahrung, die Kinder mit Behinderungen haben, unterstützt und stärkt. Im Rahmen des Projektes ist zusammen mit den Vätern und ihren Kindern mit und ohne Behinderung die inklusive Basketballgruppe entstanden, die inzwischen in der Basketball-Liga spielt.
Seit 2018 bietet MINA außerdem Beratungen im Rahmen des Bundesprogramms EUTB als Peer-Beratung an. Die EUTB Mitarbeiter*innen verfügen über eigene Räume und eigenen Klientel und handeln im Sinne des Programms unabhängig von der Beratungsstelle. Die Beratungen umfassen Hilfestellung von Antragsstellung bis hin Teilhabe am Arbeitsleben und Rehabilitation.
Projekt Ehrenamt in Vielfalt – Multiplikator an der Schnittstelle
Aus der Tätigkeit des Vereins entstand 2019 das Projekt Ehrenamt in Vielfalt mit dem Ziel, das Wissen rund um die Themen der Schnittstelle Flucht, Migration und Behinderung zu multiplizieren. Dazu fanden 2019 bereits bundesweite Praxisseminare und eine Fachtagung statt. 2020 und 2021 folgen u.a. weitere Workshops für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter*innen der Behinderten- und Geflüchtetenhilfe, der Migrantenselbstorganisation sowie für weitere Interessierte. Ehrenamt in Vielfalt wird in Kooperation mit dem Bundesverband für körper- und mehrfachbehinderte Menschen e. V. (bvkm) durchgeführt und durch die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration gefördert.
Mehr Informationen zum Projekt und sowie die Anmeldung zu den Workshops finden Sie unter: http://mina-berlin.eu/ehrenamt-in-vielfalt/
Die Gründung einer Selbsthilfegruppe auch für türkisch und arabischsprachige Väter sowie die Einstellung eines männlichen Beraters für diese Zielgruppe.
Die MINA-Beratungsstelle wurde gefördert durch die »Aktion Mensch - Starterprojekt« und wurde zusätzlich mit Fehlbedarfsfinanzierung von der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales bezuschusst. Im Anschluss an die Projektablaufzeit ist bereits eine Regelförderung durch die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales (ISP Förderung) bewilligt worden.
Seit 2012 konnten die Beratungsangebote bei MINA stetig ausgebaut werden. Monatlich finden über 500 Beratungen ggf. Begleitungen statt. Jedoch war das Anstreben der Finanzierung sehr mühsam. Der Zulauf zeigt uns den hohen Bedarf der muttersprachlichen Beratung und Betreuung. Jetzt schon zeigen sich Tendenzen einer notwendigen Erweiterung, da die Arbeit enorm zugenommen hat. Auch der Zulauf von Familien mit Kindern mit Behinderung und Fluchterfahrung haben uns dazu gezwungen explizit ein Projekt für diese Zielgruppe zu gründen.