Eine junge Frau bei einem Freiwilligendienst.
© Lebenshilfe/David Maurer
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Freiwilligendienste #Lebenshilfe

Alles über Freiwilligendienste: Bundesfreiwilligendienst, FSJ und Co.

Wer sich freiwillig engagieren will, kann das auf unterschiedliche Art und Weise tun. Eine gute Möglichkeit bieten Freiwilligendienste wie das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) oder der Bundesfreiwilligendienst (BFD). Wir erklären, welche Freiwilligendienste es gibt, worin sie sich unterscheiden und worauf man achten sollte.

Was sind Freiwilligendienste?

Eine junge Frau bei einem Freiwilligendienst mit Menschen mit Beeinträchtigung.
© Lebenshilfe/David Maurer
Ein Freiwilligendienst bei der Lebenshilfe kommt Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung zugute.

Freiwilligendienste sind eine Form des bürgerschaftlichen Engagements. Menschen engagieren sich für den guten Zweck. Das freiwillige Engagement ist dabei zeitlich befristet. 

Sie unterstützen zum Beispiel gemeinnützige Organisationen (auch: Non-Profit-Organisation bzw. NPO), zu denen auch soziale Organisationen zählen. Die Bundesvereinigung Lebenshilfe ist etwa eine in ganz Deutschland vertretene Selbsthilfeorganisation, die sich für Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung und ihre Familien einsetzt.

Es gibt aber auch ökologische Organisationen wie Umwelt- oder Tierschutzorganisationen sowie kulturelle Organisationen. Einen Freiwilligendienst können Interessierte aber auch in kirchlichen Einrichtungen, Krankenhäusern und anderen sozialen Institutionen absolvieren.

Gut zu wissen: Freiwilligendienste sind gesetzlich geregelt und werden staatlich gefördert. Freiwillige erhalten ein Taschengeld, sind sozialversichert und werden pädagogisch begleitet. 

Freiwilligendienste haben viele Vorteile:

  1. Freiwilligendienste leisten einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt.
  2. Freiwilligendienste ermöglichen Engagierten die persönliche Weiterentwicklung.
  3. Freiwilligendienste machen Menschen mit Vielfalt und Verantwortungsbewusstsein vertraut.
  4. Freiwilligendienste bieten praktische Erfahrungen, etwa mit Blick auf soziale Berufe.
  5. Freiwilligendienste helfen insbesondere jungen Menschen in der Orientierungsphase.
Eine junge Frau bei einem Freiwilligendienst.
© Lebenshilfe/David Maurer

Welche Freiwilligendienste gibt es?

Es gibt mehrere Arten von Freiwilligendiensten. Wir geben Ihnen einen Überblick und klären über die Voraussetzungen und die jeweiligen Zielsetzungen auf:

  • Bundesfreiwilligendienst (BFD): Im BFD können sich Menschen für das Allgemeinwohl engagieren. Möglich ist dies ab Ende der Vollzeitschulpflicht und im Unterschied zu anderen Freiwilligendiensten ohne Altersgrenze nach oben. Die Einführung des Bundesfreiwilligendienstes ist eine Folge der Aussetzung von Wehrpflicht und Zivildienst. Dementsprechend vielfältig sind die Einsatzstellen. Denkbar sind kulturelle, ökologische und soziale Organisationen, wie etwa die Dienste und Einrichtungen der Lebenshilfe. Diese finden Sie im ganzen Land. Einen Überblick gewährt unsere interaktive Landkarte.
  • Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ): Das FSJ richtet sich an junge Menschen bis 27 Jahre, die in sozialen Einrichtungen wie Krankenhäusern, Altenheimen, Kindergärten oder in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung tätig werden möchten. Es bietet die Möglichkeit, praktische Erfahrungen für soziale Berufe zu sammeln und sich zu orientieren.
  • Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ): Das FÖJ ist für junge Menschen bis 27 Jahre gedacht, die sich im Umwelt- und Naturschutz engagieren möchten. Einsatzstellen können beispielsweise Naturschutzverbände, Umweltbildungszentren oder ökologische Landwirtschaftsbetriebe sein.
  • Freiwilliges Kulturelles Jahr (FKJ): Das FKJ bietet jungen Menschen bis 27 Jahre die Möglichkeit, in kulturellen Einrichtungen wie Theatern, Museen, Bibliotheken oder Kulturzentren tätig zu werden. Es fördert die kulturelle Bildung und ermöglicht Einblicke in die Arbeit im Kulturbereich.
  • “weltwärts”: Der weltwärts-Dienst ist ein entwicklungspolitischer Freiwilligendienst für junge Menschen, die sich im Ausland engagieren möchten. Die Einsatzstellen befinden sich in Ländern des Globalen Südens und umfassen Projekte in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Umwelt und Menschenrechte.

Warum sollte ich einen Freiwilligendienst absolvieren?

Eine inklusive Gruppe.
© Lebenshilfe/David Maurer
Freiwilligendienste bieten Teilnehmenden viele Vorteile.

Die Gründe für einen Freiwilligendienst können vielfältig sein. Wir geben einen Überblick:

  • Orientierung und Entwicklung: Ein Freiwilligendienst bietet die Möglichkeit, sich beruflich und persönlich (neu) zu orientieren. Die Freiwilligen können verschiedene Berufsfelder kennenlernen und herausfinden, welche Tätigkeiten ihnen liegen und Freude bereiten.
  • Erfahrungen sammeln: Freiwillige sammeln wertvolle praktische Erfahrungen und erwerben neue Fähigkeiten, die ihnen im späteren Berufsleben zugutekommen. Dazu gehören soziale Kompetenzen, Teamarbeit, Verantwortungsbewusstsein und Problemlösungsfähigkeiten.
  • Sinnstiftende Tätigkeit: Ein Freiwilligendienst kann eine sinnstiftende Tätigkeit sein, die das Gefühl vermittelt, etwas Gutes für die Gesellschaft zu tun. Dies kann – wie bei einem Ehrenamt – besonders motivierend und erfüllend sein.
  • Überbrückung von Leerzeiten: Für viele junge Menschen bietet ein Freiwilligendienst eine sinnvolle Möglichkeit, die Zeit zwischen Schule und Ausbildung oder Studium zu überbrücken.

Gut zu wissen: Den Freiwilligendienst kann man sich in manchen Fällen bei der Bewerbung für einen Ausbildungs- oder Studienplatz im sozialen Bereich anrechnen lassen. Allerdings können die Anrechnungsverfahren sehr unterschiedlich sein und sollten unbedingt vorab mit der jeweiligen Ausbildungsstelle geklärt werden. Je nach Bundesland kann ein zwölfmonatiger Freiwilligendienst auch als praktischer Teil für die Fachhochschulreife anerkannt werden.

Warum sind Freiwilligendienste für die Gesellschaft wichtig?

  • Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts: Freiwilligendienste fördern soziales Engagement. Wer sich für andere einsetzt und soziale Verantwortung übernimmt, stärkt den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Durch die Teilnahme an gemeinnützigen Projekten lernen Aktive in Freiwilligendiensten, wie wichtig es ist, sich für das Gemeinwohl einzusetzen und was sie dabei bewirken können. Dies stärkt zudem das Bewusstsein für ihre eigene Rolle in der demokratischen Gemeinschaft.
  • Förderung des sozialen Engagements und der Inklusion: Im Rahmen eines Freiwilligendienstes lernt man oft Menschen aus verschiedenen sozialen und kulturellen Hintergründen kennen. Freiwillige erleben Vielfalt und lernen zugleich Verständnis und Akzeptanz für Unterschiede. Die Freiwilligen arbeiten oft in inklusiven Projekten. Darin sind zum Beispiel Menschen mit und ohne Behinderung Seite an Seite aktiv. Das kann Vorurteile abbauen und ein inklusives Miteinander nachhaltig fördern.
  • Unterstützung gemeinnütziger Einrichtungen und Projekte: In gemeinnützigen Organisationen und Projekten leisten Freiwillige einen wertvollen Beitrag. Ihre Hilfe trägt dazu bei, dass wichtige soziale und ökologische Projekte umgesetzt werden können. Sie unterstützen zum Beispiel in der Pflege, in der Kinder- und Jugendbetreuung, im Umweltschutz oder in kulturellen Einrichtungen.

Inklusion und Freiwilligendienste

Freiwilligendienste für Menschen mit Behinderung

Ein junger Mann mit Beeinträchtigung bei einem Freiwilligendienst.
© Lebenshilfe/David Maurer
Menschen mit Behinderungen haben ein Recht auf gleichberechtigte Teilhabe in der Gesellschaft.

Besonders für Menschen mit Behinderung bedeuten Freiwilligendienste die Chance auf mehr Teilhabe. Nicht nur weil sie vom Einsatz der Freiwilligen profitieren und so mehr Unterstützung im Alltag erhalten. Auch sie selbst können sich engagieren. Denn was vielen nicht bewusst ist: Freiwilligendienste stehen allen offen – auch Menschen mit zugeschriebener geistiger Beeinträchtigung. 

Sie können dort wichtige Erfahrungen sammeln: aktiv mitgestalten, für andere da sein, gebraucht werden. Gleichzeitig tragen Freiwilligendienste zur Inklusion bei, bauen Vorurteile ab und zeigen, dass alle einen wertvollen Beitrag leisten können.

Erfolgreiche Freiwilligendienste: Das niedersächsische Projekt “FÖJ für alle” zeigt, wie es funktionieren kann. Mehr als 30 junge Menschen mit Beeinträchtigung haben im Rahmen des Projekts ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) absolviert. Ein ausführlicher Artikel zu den Erfahrungen und Herausforderungen ist in der Zeitschrift Teilhabe erschienen (zum Artikel aus der Ausgabe 1/25; utb elibrary).

Bei Freiwilligendiensten für Menschen mit Behinderung gibt es einige Punkte rund um Barrierefreiheit, Inklusion, Unterstützung und Beratung zu beachten. Hier eine Übersicht:

Barrierefreiheit und Inklusion

  • Barrierefreiheit: Einsatzstellen und Seminarräumlichkeiten müssen barrierefrei zugänglich sein.
  • Hilfsmittel: Bereitstellung von Hilfsmitteln, die für die Teilhabe notwendig sind.
  • Leichte Sprache: Informationen müssen in leicht verständlicher Sprache und gegebenenfalls in Gebärdensprache verfügbar sein.
  • Weiterbildungen: Personal benötigt Fortbildungen bzw. Schulungen und Sensibilisierungen für inklusives Arbeiten.

Unterstützung und Beratung

  • Koordinierungsstelle Inklusion und Diversität in den Freiwilligendiensten: Beratung von Menschen mit Behinderungen und Dienststellen zu Inklusion und Teilhabe in den Freiwilligendiensten.
  • Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB): Unterstützung bei der Beantragung von Teilhabeleistungen und Assistenzleistungen.
Ein inklusives Team arbeitet zusammen.
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Freiwilligendienst in Teilzeit leisten

Ein Freiwilligendienst in Vollzeit kommt für Sie nicht in Frage? Die gute Nachricht ist: Sowohl die Jugendfreiwilligendienste (FSJ, FÖJ, und FKJ) als auch der Bundesfreiwilligendienst können in Vollzeit und Teilzeit geleistet werden. Seit dem 29. Mai 2024 brauchen auch Menschen unter 27 Jahren keinen besonderen Grund mehr, um den BFD in Teilzeit zu leisten.

Was ist bei einem Freiwilligendienst in Teilzeit zu beachten?

Eine junge Frau bei einem Freiwilligendienst.
© Lebenshilfe/David Maurer
Mit Engagement für Inklusion und Teilhabe: Freiwilligendienste stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Das Freiwilligen-Teilzeitgesetz hat die Teilzeitregelung für Freiwilligendienste vereinfacht. Das Gesetz umfasst auch Zuschläge, wie etwa zur Mobilität der freiwillig Aktiven.

Was bleibt: Der in Teilzeit ausgeübte Freiwilligendienst muss mehr als 20 Wochenstunden umfassen. Das betrifft den Bundesfreiwilligendienst, das Freiwillige Soziale Jahr und weitere Freiwilligendienste. Auf die Möglichkeit, einen Freiwilligendienst in Teilzeit zu leisten, besteht kein Rechtsanspruch.

Wichtig: Notwendig ist das Einverständnis der Einsatzstelle. Dies ist der Dienst oder die Einrichtung, wo der Bundesfreiwilligendienst geleistet werden soll.

Tipp: Wenn Interesse an einer Teilzeitbeschäftigung besteht, sollte zunächst bei der potenziellen Einsatzstelle abgeklärt werden, ob ein Bundesfreiwilligendienst geleistet werden kann. Anschließend sollte unter Darlegung des Grundes („berechtigtes Interesse“) die Möglichkeit einer Reduzierung der täglichen oder wöchentlichen Dienstzeit besprochen werden.

Freiwilligendienst bei der Lebenshilfe

Die Lebenshilfe gibt es auch bei Ihnen: Sie freut sich immer über engagierte Menschen. Der Weg über einen Freiwilligendienst bei der Lebenshilfe kann ein großartiger Start für eine langjährige Zusammenarbeit sein. Hier informieren wir ausführlich über soziale Berufe in der Behindertenhilfe. Wir freuen uns auf Sie!

Eine junge Frau bei einem Freiwilligendienst.
© Lebenshilfe/David Maurer

Weitere Informationen zu Freiwilligendiensten (BFD, FSJ und Co.)

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